Becher-Koralle (Clavicorona pyxidata)

Pilz des Jahres 2015

Udo H. Hopp, Feldberg

 

Die zunehmende Nutzung von abgestorbenem Holz aus den Wäldern zum Heizen schont die Vorräte an fossilen Brennstoffen, aber sie reduziert den natürlichen Lebensraum für viele wichtige und auch seltene Organismen. Um auf dieses Dilemma hinzuweisen, hat die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) die Becherkoralle zum Pilz des Jahres 2015 gewählt. *)

Die Becher-Koralle ist ein ansehnlicher, interessanter Pilz, der hauptsächlich an morschen Kiefernstubben und liegenden  –stämmen   wächst. Dieser Saprophyt bevorzugt sandige Kiefernwälder, gilt aber selbst in den Sandergebieten Mecklenburg –Vorpommerns als selten.   Die hier gezeigten Aufnahmen entstanden auf der Herbsttagung der AMMV (Arbeitsgemeinschaft Mykologie M-V) vom 10.-12.10. 2008 in   Grabow (Westmecklenburg, Kremminer Forst/ Kiefernforst auf Binnendünen). Dieses Exemplar ist recht groß (das Maximum liegt bei 12-15   cm Höhe) und ließ von weitem eine kleine Krause Glucke vermuten. Man könnte aber die Becher-Koralle, da sie an Holz wächst, eher mit   der Steifen Koralle (Ramaria stricta) verwechseln. Beachtet man die quirl- oder kronenförmigen Enden, führt die Bestimmung zum Erfolg. Im Brandenburgischen sind einige Fundorte bekannt, so dass in unseren angrenzenden Sandergebieten durchaus Vorkommen möglich sind.   Obwohl der Lebensraum durch Totholzentnahme eingeschränkt wird, kommt ihr als Wärme liebende Art der Klimawandel zugute.

 

Steckbrief:

Fruchtkörper:  Er ähnelt einer Koralle mit strunkartiger Basis. Alle aufsteigenden verzweigten Äste erweitern sich am Ende und formen einen kronenförmigen Becher. Die Farbe variiert von hell oder blass gelblich bis gelblich-bräunlich. Der Geschmack ist mild bis bitter, nach langem Kauen schärflich.

Sporen: Elliptisch-kugelig, 3,5-5 x 2-3 µm, glatt, ohne Keimporus

Vorkommen: Juni – Oktober, an totem Nadelholz/ Kiefer (selten Laubholz)

Schutz: in MV - RL  2

 

Fotos: Udo H. Hopp

 

Literatur- und Quellennachweis:

 

Bütow, R. (2009): Gruppenlisten der Exkursionen vom 10. bis 12.10.2008, Der Pilz Heft 20 (2009), Mitteilungsblatt der AMMV

Gerhard, E. (2007): Der große BLV Pilzführer für unterwegs, BLV Buchverlag GmbH  Co.KG, München 2007

Jahn, H. (1979): Pilze die an Holz wachsen, Bussesche Verlagshandlung, Herford

Kreisel, H., Eds. (1987): Pilzflora der DDR. VEB Gustav Fischer Verlag, Jena

Kreisel, H., (2011):  Pilze von Mecklenburg-Vorpommern. Arteninventar – Habitatbindung – Dynamik, Weissdorn Verlag, Jena.

Michael, Hennig, Kreisel (1983/88): Handbuch für Pilzfreunde (Bd. II/122). VEB Gustav Fischer Verlag, Jena

*) Poster der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. 2014

 

Becher-Koralle

Aufnahme nicht vom Fundort

kronenförmig

Äste eng und aufrecht stehend, kronen- bis quirlförmige Enden

  quirlförmig

       

         Pilz des Jahres 2016

      Lilastieliger Rötelritterling Lepista saeva (Fr.) = Lepista personata (Fr.: Fr.) Cooke

      Udo H. Hopp, Feldberg

      Die Wahl der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e. V. fiel für 2016 auf einen Pilz, der zwar verbreitet vorkommt, aber durch die fortschreitende intensivere Grünlandbewirtschaftung seines Lebensraumes beraubt wird. Die Fruchtkörper von Lepista saeva erscheinen hauptsächlich von Oktober bis Dezember außerhalb des Waldes an Wegrändern, auf Wiesen und Weiden. Der Hut ist etwa 5- 20 cm breit und hellockergrau gefärbt. Junge Pilze haben einen kräftig violett gefärbten Stiel, der mit dem Alter immer blasser wird. Der Lilastielige Rötelritterling ist essbar und eignet sich gut zum Einfrieren. Wegen der örtlichen Rückgangstendenz sollte er aber geschont werden, einen effizienten Schutz bietet aber nur der Erhalt der Biotope.  Im Feldberger Raum ist der Pilz an vielen Stellen regelmäßig aber nicht häufig zu finden. Oft wir er auch übersehen, da seine Fruchtkörper im trockenen Gras gut getarnt und nicht selten davon völlig bedeckt sind.

       Die DGfM begründet ihre Wahl wie folgt: "Deutschland liegt im Arealzentrum der Verbreitung von Lepista personata in Europa und hat daher mit den meisten Fundnachweisen den Verantwortungsschwerpunkt für den Erhalt der Art. Der Lilastielige Rötelritterling gehört zu den Wiesen bewohnenden Pilzarten mit den am häufigsten beobachteten Lebensraumverlusten. An vielen seiner bekannten Standorte wird er von Experten als „gefährdet“ bis „stark gefährdet“ eingestuft oder ist bereits ausgestorben. Der Grund liegt in der noch immer fortschreitenden intensiven Landnutzung wie dem Umbrechen von naturnahen Wiesen und der Erzeugung von Energiepflanzen wie z. B. Mais. Ungünstige landwirtschaftliche Lagen werden sehr oft als Bauland ausgewiesen, obwohl sie gerade wegen ihrer „Nährstoffarmut“ für den Naturschutz sehr wertvoll sind. Ein weiterer sehr wesentlicher Gefährdungsgrund ist die Intensivierung der Düngung wie das übermäßige Ausbringen von Gülle aus der Massentierhaltung. Der Pilz des Jahres 2016 ist hier nur ein Beispiel für tausende Arten von Pflanzen, Pilzen und Tieren, die durch diese gesellschaftspolitisch verantwortete Praxis zunehmend ihre Existenzgrundlagen verlieren. Die Biodiversitätsstrategien in Deutschland sind zum Scheitern verurteilt, wenn hier keine wirksamen Maßnahmen erfolgen.“[04]

Foto:  Udo H. Hopp, Feldberg

Literatur und Quellennachweis:

[01]  Gerhardt, E. (2007): Der große BLV Pilzführer, BLV Buchverlag GmbH & Co KG, München 2007

[02]  Kreisel, H., (2011):  Pilze von Mecklenburg-Vorpommern. Arteninventar –  Habitatbindung – Dynamik. 612 S. Weissdorn Verlag, Jena.

[03]   Michael, Hennig, Kreisel (1983/88): Handbuch für Pilzfreunde (6 Bände). VEB Gustav Fischer Verlag, Jena

----------------------------------------

[04]   Poster der Deutschen Gesellschaft für Mykologie